Ausnahmezustand bei nicht durchgeführten Heimkontrollen in der Altenpflege: Landesweit deutlichster Höchststand im Kreis Segeberg
Seit zwei Jahren steigt die Anzahl nicht durchgeführter Heim-Kontrollen durch die Heimaufsicht der Kreisverwaltung Segeberg sprunghaft an. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine jährliche Kontrolle pro Heim. Trotz mehrfacher Anmahnung durch die Politik und bereits vorgenommener Personalaufstockung wurde die vorgeschriebene Heim–Kontrollzahl auch im letzten Jahr beim Kreis nicht erfüllt. Sie nahm und nimmt stattdessen in ihren Ausfallsquoten weiterhin zu.
So wurde 2018 diese vorgeschriebene qualitätssichernde Maßnahme vom Kreis nicht einmal halb erfüllt (Quelle: NDR 01/2019). Maßnahmen zur Krisen-Intervention zu beschließen erscheinen vielen Mitgliedern des Kreistages und dem Landrat des Kreises Segeberg indiskutabel und ausgeschlossen.
Die Zahl der Kontrollen aus besonderem Anlass nahm darüber hinaus im Landesvergleich in den letzten zwei Jahren unverhältnismäßig stark zu. Um einen deutlichen Akzent zur Abhilfe zu setzen, hatte die WI-SE die Verstärkung dieses Fachdienstes um zwei Stellen beantragt (Dezember 2018).
Neueste Untersuchungen belegen (02. Januar 2019, NDR), dass es die Stadt Kiel innerhalb nur einen Jahres von 2017 auf 2018 geschafft hat, ihre rückständigen Heimkontrollen von einem kritischen Stand aus abzuarbeiten. Dieses Ziel wurde durch angepasste Aufstockung von Personal und Verschlankung der Kontrollmethoden erreicht. Sie entscheiden sich zu Maßnahmen einer Krisen-Intervention, die dem Kreis Segeberg noch fehlen oder durch die Politik verweigert werden.
Obwohl in der Kreistagssitzung am 06. Dezember 2018 an die Nächstenliebe appelliert wurde, gefragt wurde, ob die Kreistagsabgeordneten es mittragen würden, dass den Einwohnern in Heimen Gefahren für ihr persönliches Wohlergehen drohen, blieb eine große Mehrheit in der Abstimmung gegen Maßnahmen zur wirksamen Behebung. Die zuständige Fachausschussvorsitzende Rosemarie Jahn (FDP) erklärte, man solle abwarten, bis die Personalausbildung abgeschlossen sei. Erst wenn dann keine Besserung einträte würde sie bereit zu anderem Handeln sein.
Nur bei „voller Besetzung“ ist eine Aufarbeitung der Rückstände bei den Heimkontrollen nach Aussagen der Verwaltung für den Kreis Segeberg überhaupt möglich. Keine Fachkraft darf demnach außerplanmäßig fehlen, gearbeitet wird ohne personelle Ressourcen.
Das verfehlte Ziel aus nicht erfüllten Heimkontrollen zeigt die Unvereinbarkeit einer minimal gehaltenen Personaldecke gemessen an ihren Aufgabenlasten. Über eine sinnvolle Verschlankung der Kontrollmethoden wurde von Seiten der Kreisverwaltung gar nicht erst nachgedacht. Das hatten die Verwaltungsleitung und die zuständigen Führungskräfte des Kreises des Fachdienstes bis jetzt versäumt.
Immerhin waren es über die Fraktionen hinweg jetzt bereits zwölf Abgeordnete, die auch nach dem Appell an alle KT-Abgeordneten der Beauftragten des Kreisseniorenbeirats, Anke Pawlik, dem Antrag der WI-SE zustimmten. Damit wurde der Antrag über die Erweiterung von zwei weiteren Stellen im Bereich Heimkontrollen trotzdem verhindert. Menschen, die in Heimen im Kreis Segeberg nachweisbar unwürdig, untragbaren Zuständen ausgeliefert sind, hilft von der Kreisebene her somit und seit Jahren niemand.
Quelle zum Nachweis neuester Daten und Erhebungen im Text (s.o.) und. der unten übernommenen Übersicht versäumter Heimkontrollen- landesweit aus:www.ndr.de, Zugang und Veröffentlichung des Artikels und der Daten am 02.01.2019
Update 14.01.2019
Anfrage nach untersuchten Mängeln aus den Kontrollen der Heimaufsicht des Kreises Segeberg – PDF [ddownload id=“1593″]
Anfrage zu Prüfung der Verbesserung der Heimaufsicht – PDF [ddownload id=“1594″]
Diagramm zu Prüfungen von Pflegeheimen aus besonderem Anlass – PDF [ddownload id=“1595″]
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