Ursprünglich war es der Mehrbedarf an Büroräumen. Daraus wurde jedoch immer mehr: Schulungsräume, Entspannungszonen, Neubau Kantine, Lichtflure, offen einsehbarer Sitzungssaal … viele Baustellen! Alles nur schick und teuer? „Notwendig.“ antworten die Planer\*innen.
Die Sitzung mit Kreispolitik fand in dem neu restaurierten Bürogebäude des Kreises in der Rosenstraße, Bad Segeberg statt. Es wurde der Neuentwurf zu Gebäuden an der Hamburger Straße vom Architekturbüro *Tchoban Voss* und dem Technischem Gebäudemanagement des Kreises Segeberg präsentiert.
An dem vorgelegten Entwurf passt auf den ersten und auch den zweiten Blick alles: Platzbedarf des Kreises für Büroflächen, Denkmalschutz vor dem Hintergrund des historischen Kreistagsgebäudes, Parkhaus, Neubau einer Kantine, harmonische Kurvaturen an den Bauten sowie aufeinander abgestimmte moderne und historische Designs.
Nur, muss das alles sein? Das beschäftigt(e) die Politiker\*innen aus Bau- und Hauptausschuss am 21. April 2022 tatsächlich mehr als der Entwurf selbst: Der bisherige Preis wird **nach jetziger Kostenschätzung mit 66.624 Mio EURO** veranschlagt. Und die Kosten werden zukünftig mit Sicherheit noch steigen.
„Alle Fraktionen würden als erstes an diesen großen Bauveränderungen gerne drastische Einsparungen vornehmen lassen wollen. Es stellt sich jedoch bisher und auch gerade nach diesen Beratungen sehr schwierig bis unmöglich dar, wo diese dann auch überhaupt durchführbar wären.“, äußert Fraktionssprecherin Maren Berger.
Das Gedankenspiel bei allen ging dahin, dass evtl. der Sitzungspavillon vor dem Eingang des mittleren Gebäudetraktes nicht (neu) gebaut werden solle. Doch im Gespräch mit den Planer\*innen zeigte sich, dass gerade der wesentliche Funktionen übernimmt: Ein Keller mit Aktenarchiv (trotz fortschreitender Digitalität unverzichtbar!) und eine dem Gelände komplett zentral gelagerte Lüftungsanlage im Untergeschoss. Mit dieser Lage würden Lüftungsquerschnitte der Anlage innerhalb der umliegenden Gebäude verringert werden, die dem Bau günstige Geschosshöhen eintragen. Die so angepassten Geschosshöhen tragen u.a. auch der Denkmalpflege und der Gesamtkubatur des Ensembles Rechnung.
„Der Keller lässt sich nicht wegnehmen und wird sich brutto auf 1,8 Mio. € belaufen.“ erklärt Michaela Lexau, Leiterin Technisches Gebäudemanagement beim Kreis.
Der über dem Pavillonkeller befindliche Glasbau wird als Sitzungssaal der Kreispolitik oder als zwei abteilbare Säle genutzt werden können (geschätzte 1,6 Mio. € brutto).
„Die Verwaltung braucht zwei neue Schulungssäle. Darüber hinaus braucht es einen zweiten baulichen Rettungsweg für das historische Kreistagsgebäude, der über den Pavillon zu dessen Ausgang rausführen würde.“ kommentiert Frau Lexau. Ein so arrangierter Seitenweg aus dem Gebäude heraus garantierte wiederum unverbauten Blick auf das denkmalgeschützte Kreistagsgebäude. Alternativlos für den Altbau, wie sich in den Gesprächen mehr und mehr heraus kristallisierte.
„Gebäude müssen für ihr langfristiges Bestehen mit Nachhaltigkeitskonzepten entworfen werden.“ macht Ekkehard Voss, Chef des *Architekturbüro Tchoban Voss Architekten* für alle deutlich.
Vertreterin für die WI-SE im Bauausschuss, Christina Sass stellt zudem die zusätzlichen Kosten für die Neugestaltung einer neuen Kantine in Frage. Laut ersten Schätzungen sollen sich diese auf ca. 3,86 Mio € belaufen. Aktuell befindet sich die Kantine in einem nicht sehr einladenden Kellertrakt. Natürlich ist es verständlich, dass die Mitarbeiter\*innen ihre Pausen in einem schönen Ambiente mit gutem Essen verbringen möchten. Aber: Ist der Zeitpunkt solcher Millioneninvestitionen richtig? In einer aktuellen Situation, in der die prognostizierte Inflationsrate zweistellig sein könnte und viele Bürger\*innen des Kreises mit stark angestiegenen Energie- und Nebenkosten zu kämpfen haben? Steuerausgaben in solchen Größenordnungen scheinen sehr unsensibel und überdenkenswert.
Die gemeinsame Sitzung des Hauptausschusses und Bauausschusses fand im neuen Bürogebäude der Rosenstraße 28a statt, das einen positiven und warmen Eindruck den Gäst\*innen der Ausschusssitzung wahrnehmen ließ. Geplant wurde das Kreisverwaltungsgebäude von der Firma *Tchoban Voss Architketen*, *Hamburg,* wie das neue Bauvorhaben auch.
Bei dem Bau Rosenstraße konnten noch Einsparungen von 1 Mio. € gegenüber den veranschlagten Planungskosten rausgeholt werden. Es scheint unwahrscheinlich, dass auch beim Bauprojekt Hamburger Straße die Kosten sich in dem genannten Rahmen halten werden.
Lösungen für Einsparungen am Bau tun oder taten sich bisher aus dem vorliegenden Entwurf und auch nach dem intensiven Austausch mit Bauplaner\*innen und Kreispolitik jedoch noch nicht auf.
Die Kreistagsgebäude an der Hamburger Straße werden nach diesem Entwurf mit ansprechender architektonischer Gestaltung sowohl optisch als auch in seiner Nutzbarkeit aufgewertet. Mit dem Neubau Haus A gewinnt der Kreis Büros für 335-340 Mitarbeiter\*innen.
Titelbild: Neubau Kreisverwaltung – Haus A, Hamburger Straße